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Kopenhagen und Brandenburg an der Havel

Wussten Sie, dass Brandenburg an der Havel und Kopenhagen zwar gute 415 Kilometer trennen, aber die beiden Städte sich ansonsten ziemlich nahe sind?

Eine interessante Geschichte verbindet unsere Stadt an der Havel mit der dänischen Hauptstadt: Die der Fouquéschen Undine von 1811 und die von Hans Christian Andersens „Kleinen Seejungfrau" von 1837.

Viele Brandenburger werden Undine vielleicht nur als Namensgeberin eines Cafés am Altstädtischen Markt kennen oder sie gerade noch mit der Erzählung von Friedrich Heinrich Karl Freiherr da la Motte Fouqué in Verbindung bringen. Dass das Wahrzeichen Kopenhagens eine im Hafen thronende Seejungfrau ist, wissen wohl auch die meisten.

Neu jedoch ist: Diese berühmte Seejungfrau ist die, wenn auch nur geistige, Tochter von Undine! Lange wurde spekuliert, gerätselt und Theorien wurden aufgestellt - jetzt ist es endlich bewiesen. Undine diente dem dänischen Schriftsteller Andersen als Quelle zur Inspiration, was er wenige Tage vor Erscheinen seines Werkes seinem Schriftsteller-Kollegen Ingemann per Brief mitteilte. Sogar schon sechs Jahre vor Erscheinen, also im Jahre 1831, vermerkte er auch in seinem Tagebuch den Wunsch, Fouqué einmal persönlich treffen zu können.

Zu einer Begegnung der beiden kam es nie und trotzdem ist die gemeinsame Grundlage deutlich zu erkennen. Undine ist die Bezeichnung für einen weiblichen Wassergeist bzw. eine Wassernixe und immer stehen im Mittelpunkt der Geschichten um solche Fabelwesen die tragischen Beziehungen zwischen einem weiblichen Wasserwesen und einem männlichen Menschenwesen.

Viele Schriftsteller wie zum Beispiel Goethe, Oscar Wilde oder Ingeborg Bachmann haben sich von den fantastischen Elementen der Fouquéschen Undine inspirieren lassen und ihre ganz eigenen Geschichten gestrickt. Die wohl jüngste dieser Fassungen dürfte die der Arielle sein, die 1989 den Disney-Studios entsprang.

Doch kommen wir zurück zu Andersen, der in seinem Heimatland schon eine Berühmtheit ist und zur Identität der Dänen und Kopenhagener beiträgt, und Fouqué, der hier in seiner Geburtsstadt Brandenburg an der Havel diesen Status erst noch erreichen muss. Mit diesen neuen Ergebnissen könnte und müsste dies durchaus möglich sein. Schließlich legte er den Grundstein für eine berühmte und beliebte Geschichte, die in der langen Tradition der Melusinensagen und der Martenehe steht.

Inhaltlich ähneln sich beide Fassungen der berühmten Dichter bis auf einen entscheidenden Punkt: In der dänischen Geschichte soll das Erlangen einer unsterblichen Seele nicht davon abhängen, ob man von jemandem geliebt wird oder nicht. Das Gewinnen einer unsterblichen Seele für die Seejungfrau ist bei Andersen unabhängig von einem anderen Wesen und damit der Liebe eines Menschen. Auch diese Geschichte endet tragisch, doch durch ihren Sprung ins Wasser, mit dem sie sich von der unbestätigten Liebe des Prinzen erlösen möchte, verwandelt sie sich in einen Luftgeist. Als solcher hat sie die Möglichkeit, durch gute Handlungen eine unsterbliche Seele zu erlangen und so an dem „ewigen Glück der Menschen" teil zu haben.

Bei Fouqué hingegen führte der unwiderstehliche Charme der Undine, Findeltochter eines Fischerpaares, zur Vermählung mit dem Ritter Huldbrand. Sie sollte, gesandt von ihrem Oheim, durch die Ehe mit einem Menschen eine Seele bekommen. Allerdings wandte sich der Ritter, da ihm Undine unheimlich war, auf der Burg einer anderen zu. Der Oheim war erzürnt und wünschte sie im Zorn schließlich in den Fluss zurück. Huldbrand trauerte und heiratete trotzdem Bertalda. Durch eine zufällige Öffnung des Burgbrunnens kommt Undine herauf und küsst den geliebten Ritter schließlich weinend zu Tode.

(inhaltliche Quelle: MAZ Märkische Allgemeine Zeitung, Heiko Hesse, Freitag 2. Januar 2009)

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