Bauchschmerzenbrücke
Wussten Sie, dass es in der Stadt Brandenburg an der Havel eine Brücke mit "Bauchschmerzen" gibt?
Unterhalb der Jahrtausendbrücke, auf der Seite des Heinrich-Heine-Ufers, befindet sich der Pumpergraben. Diesen überspannt seit 1922 eine Brücke, die im Volksmund "Bauchschmerzenbrücke" genannt wird. Das Besondere an dieser als Fußgängerbrücke genutzten Grabenüberquerung ist die starke Krümmung.
Eigentlich heißt die kleine Brücke ja Gottfried-Krüger-Brücke. Woher kommt also der ungewöhnliche und erklärungsbedürftige Name?
Am Ende des Grabens, dort wo das Wasser des Pumpergrabens in die Havel fließt, befand sich eine Mostrichmühle. Wie man sich erzählte, war der Müller immer durstig... Eines Tages kam er betrunken aus der Kneipe und bekam prompt Ärger mit seiner Frau. Daraufhin knallte der Müller alle Türen und rannte wütend in die Mühle, um noch etwas Würze anzusetzen.
Was dann passierte, war ursächlich für die Wölbung der Brücke: Aus Unachtsamkeit glitt ihm das Fass mit dem Essig aus der Hand und fiel in den Graben - und da dieses Wasseressiggemisch so sauer war, krümmte sich die Brücke vor Bauchschmerzen und verharrt seit dem bis heute in dieser Position.
Nun ja, diese kleine Geschichte mag vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprechen.
Richtigerweise entstammt die Rundung der eigentlich nach ihrem Stifter Gottfried Krüger benannten Brücke den Forderungen der Anwohner, die am Ende des Grabens neben der Mostrichmühle auch noch anderes Gewerbe betrieben.
Sie forderten für ihre Kahndurchfahrten eine Mindest-Durchfahrtshöhe von 2,90 Meter, weswegen die Fertigstellung des Brückenbaus von den ersten Ideen Anfang der 1890er Jahre bis 1922 andauerte.
1893 hatte zwar der zuständige Bezirks-Ausschuss zu Potsdam grünes Licht und somit den Beschwerden der Anwohner statt gegeben, so dass einvernehmlich eine Klappenbrücke hätte errichtet werden können. Die geplante Uferstraße wurde jedoch nicht umgesetzt.
Daher wurde 1914 ein erneuter Entwurf vorgelegt, der eine provisorische Fußgängerbrücke vorsah. Sie sollte zusammen mit der geplanten Haveluferstraße errichtet und später durch eine massive Straßenbrücke ersetzt werden. Doch wieder waren es die Einsprüche der Anlieger, die an die früheren Festlegungen erinnerten und somit den weiteren Planungsprozess stoppten.
Dass die Brücke heute doch steht und das Ufer rundherum schön gestaltet ist und somit zu den Lieblingsplätzen der Havelstädter gehört, ist den Zukäufen von Teilen des linken Havelufers durch die Stadt 1918 zu verdanken. Das Gelände zwischen Jahrtausendbrücke und Bauchschmerzenbrücke konnte auf diesem Wege vergrößert und mit Grünanlagen und einem Promenadenweg verschönert werden.
Schließlich konnte also 1921 mit dem Bau der Brücke begonnen werden, die durch den damaligen Oberbürgermeister Walther Ausländer im Januar 1922 feierlich eröffnet wurde. Da der Kommerzienrat Gottfried Krüger die Mittel zum Bau der Brücke gegeben hatte, bekam sie von ihm den bis heute offiziell gültigen Namen.
Quellen:
Brandenburg an der Havel - Lexikon zur Stadtgeschichte, Geiseler, Heß, Berlin 2008