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Verrückte Kapelle

Wredowsche Zeichenschule und verrückte Kapelle in Brandenburg an der Havel © Boettcher
Wussten Sie, dass es eine wirklich "verrückte" Kapelle in Brandenburg an der Havel gibt?

Gemeint ist die Jakobskapelle, die ursprünglich zum Jakobshospital gehörte (1315 gegründet), und rund 500 Meter vor der Brandenburger Neustadt an der Ausfallstraße nach Magdeburg lag. Als „Kapelle des heiligen Jakobus außerhalb der Mauern bei den Kranken" wurde sie erstmalig 1349 urkundlich erwähnt.

Zwischen Hospitalgebäude und dem dazu gehörigen Friedhof lag die Jakobskapelle. Sie wurde einst auf dem freien Feld errichtet, doch mit der Stadterweiterung im 19. Jahrhundert rückte sie allmählich in das Stadtgebiet mit ein. Damit nahm auch der Verkehr und die Bebauung an dieser Stelle zu, so dass die Stadtverordneten von Brandenburg an der Havel im Jahre 1892 einen Neubau der damals hölzernen Brücke über den Jakobsgraben sowie eine Begradigung der Jakobsstraße beschlossen.

Bisher hatte die Straße um die Jakobskapelle herum geführt, doch nun sollte die Straße an eben dieser Stelle, wo die Kapelle stand, entlang verlaufen. Das Problem aber war, dass aus denkmalpflegerischen Gründen jeder Abbruch oder Wiederaufbau an anderer Stelle nicht in Betracht kam. Was sollte nun also mit dem mittelalterlichen Bauwerk geschehen?

Man entschied sich, die Jakobskapelle um elf Meter nach Westen zu verschieben!

Stadtbaurat Albert Krzyzagorski wurde mit der Planung und Oberbauleitung des kühnen Vorhabens betraut. Dazu entwickelte er eine Holzkonstruktion, auf der das Bauwerk durch sechs Arbeiter wie auf einem Schlitten an seinen neuen Standort glitt.

Als erstes musste allerdings ein Fundament her, das Dach abgenommen, das Gebäude versteift und verspreizt sowie Giebel und Fliesenpflaster entfernt werden. Anschließend konnte die Holzkonstruktion errichtet und mit der Verschiebung begonnen werden. Dies geschah mit Hilfe von Druckschrauben und Hebeln, die zentimeterweise vorwärts bewegt wurden. So fand das kleine Gotteshaus innerhalb von nur drei Tagen und durch Nutzung von mit Seife und Talg eingeschmierten Balken seinen neuen Standort.

Durch das spektakuläre Versetzen, von dem noch heute eine Inschriftentafel im Ostgiebel der Kapelle zeugt, erhielt die Jakobskapelle ihren Beinamen. Seit 1892 nennt der Volksmund den kleinen Kirchenbau am Jakobsgraben „Verrückte Kapelle".

Durch die St. Katharinengemeinde wurde die Kapelle bis Ende der 1990er Jahre kirchlich genutzt. Nachdem sie dann für kurze Zeit der Stadt gehörte, ging der kleine Sakralbau im Jahr 2000 in das Eigentum der Stiftung Wredow´sche Zeichenschule über. Verschiedene Nutzungspläne, vom Atelierraum über die Nutzung für Ausstellungszwecke bis hin zu Konzerten und Lesungen, eröffneten eine neue Zukunft.

Doch zuallererst musste die denkmalgerechte Instandsetzung der sanierungsbedürftigen Kapelle in Angriff genommen werden. Mit viel Engagement sowie  zahlreichen Förder- und Spendengeldern konnte die restaurierte Jakobskapelle im Juni 2004 mit einer Festveranstaltung anlässlich des 200. Geburtstages des Bildhauers  August Julius Wredow feierlich eingeweiht werden.

Somit wurde die letzte im Brandenburger Stadtgebiet erhaltene mittelalterliche Kapelle mit wahrhaft „bewegter" Geschichte vor dem Verfall gerettet und als Anerkennung für den Einsatz aller helfenden Hände sogar mit dem Preis „Denkmal des Monats" im Januar 2005 ausgezeichnet.

Quellen;
Brandenburg an der Havel - Lexikon zur Stadtgeschichte
Geiseler, Heß, Berlin 2008
www. kulturportal.maerkischeallgemeine.de

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